Freitag, 25. April 2014

Karwoche in Bolivien



Hier in Trinidad habe ich dieses Jahr eine sehr intensive, unternehmungsreiche und schöne Karwoche erlebt. Am Palmsonntag gab es hier nach dem Gottesdienst ein Tag für die Jugendlichen aus allen Pfarrgemeinden Trinidads. Dort wurde dann der Brief des Papstes an die Jugend vorgelesen, in Gruppen gearbeitet und ganz viel für Gott gesungen und getanzt. Dazu haben sich über 500 Jugendliche in einer Kirche versammelt, die alle mit viel Begeisterung dabei waren. Anschließend sind wir alle zusammen singend durch die Stadt gezogen, bis wir auf die große Palmsonntagsprozession zur Kathedrale gestoßen sind. Die Menschen hatten geflochtene Palmwedel dabei und zogen damit hinter einer Jesusfigur auf einem Esel her.  Ein paar Gruppen waren sogar in der traditionellen Tracht gekleidet und haben Macheteros getanzt. Palmsonntag war hier ein so fröhliches Fest, dass ich mir richtig vorstellen konnte, wie groß die Freude war, als Jesus nach Jerusalem eingezogen ist.


Pralmsonntagsprozession vor der Kathedrale (links im Bild sieht man die Federn der Macheteros und leicht links etwas im Hintergrund die Jesusfigur)


Am Gründonnerstag war natürlich Gottesdienst mit Fußwaschung, zu dem sich zwölf Jugendliche als Apostel verkleidet haben. Danach hatten dann die verschiedenen Gruppen der Pfarrgemeinde je eine Stunde Gebet bis um Mitternacht. Wir mit der Jugendgruppe waren als letztes an der Reihe und haben bis um 11Uhr noch über die Bedeutung der Karwoche geredet und einige Dinge für die nächsten Tage besprochen. Als ich dann schließlich zurück im Heim war, hatte ich nur eine sehr kurze Nacht vor mir. Denn am Karfreitagmorgen war um 5.30Uhr Jugendkreuzweg. Das bedeutete, dass jede Pfarrgemeinde für eine Station zuständig war und jeweils einige Jugendliche die entsprechende Szene darstellten.

Später habe ich dann mit den Kindern im Heim Ostereier gefärbt und Osterplätzchen gebacken. Diese Tradition kennen die Bolivianer nicht, aber es hat allen viel Spaß gemacht und vor allem die älteren waren sehr interessiert dabei. Ich habe ihnen erklärt, warum bei uns das Ei und der Hase Symbole für Ostern sind. Der Höhepunkt der Aktion war natürlich, die Eier zu verstecken, zu suchen und natürlich alles zu essen : ) Eiergefärbt habe ich auch mit den Jugendlichen aus der Pfarrgemeinde, die die Kinder dann am Sonntag nach dem Gottesdienst suchen durften. Für mich war es richtig schön, den Menschen hier auch mal etwas von meiner Kultur zu zeigen.


 Kinder beim Eierfärben...



 ...und bei der Ostereiersuche


Für mich persönlich war jedoch das schönste Erlebnis in dieser Woche die Osternacht. Zunächst war am Abend Gottesdienst, bevor ich dann mit einigen Jugendlichen in eine andere Pfarrgemeinde gegangen bin. Dort wurde die ganze Nacht die Osternacht gefeiert. Alle haben gesungen, geklatscht und getanzt, um Gott zu loben und erstaunlicherweise ging die Zeit rasend schnell vorbei und ich habe gar nicht gemerkt, dass ich müde war. Von diesem Treffen aus sind wir dann am frühen Morgen zur Kathedrale  gezogen. Von dort aus gab es eine Prozession mit einer Figur des Auferstandenen und anschließend Gottesdienst. Ich konnte die Osterfreude richtig spüren und ich finde es richtig schade, dass ich so etwas aus Deutschland gar nicht kenne. Hier gibt es so viele Jugendliche, die offen ihren Glauben leben und ihre Begeisterung steckt richtig an.
Der Ostermontag wird in Bolivien nicht gefeiert und ist hier schon wieder ein ganz normaler Arbeitstag. So endete für mich die Karwoche zwar mit einigem Schlafmangel, aber mit vielen neuen, unvergesslichen Erfahrungen.


Mittwoch, 2. April 2014

Das Wasser geht zurück…



Zwar ist die Regenzeit noch nicht ganz vorbei, aber es regnet nicht mehr so viel, sodass das Hochwasser immer weiter zurückgeht. Noch stehen die Straßen, die aufs Land hinausführen teilweise unter Wasser, aber bald werden hoffentlich immer mehr Dörfer wieder auf dem Landweg zu erreichen sein. Allerdings wird auch jetzt erst Stück für Stück das ganze Ausmaß der Zerstörung sichtbar. So viel Regen wie dieses Jahr ist ungewöhnlich, ein solches Hochwasser kommt etwa alle 20 Jahre vor, das letzte Mal jedoch 2007.
In den Wassermassen sind viele Rinder ums Leben gekommen. Beni ist eine Rinderzuchtregion, aus der das Fleisch in die ganze Welt exportiert wird. Auch viele Ackerbauern haben fast eine ganze Ernte verloren. Das bedeutet, dass die Nahrungsmittelpreise im Moment steigen und wohl auch noch weiter steigen werden. Vor allem auch im Hochland, denn die Menschen dort brauchen die Lebensmittel aus dem Tiefland, da auf dem eher kargen Boden dort nicht so viel wächst.
Außerdem sind viele Straßen durch den Regen beschädigt oder ganz zerstört worden. Bis sie alle ausgebessert werden, was wohl eine Weile dauern wird, werden die Verkehrswege in der Region wohl viel Zeit in Anspruch nehmen.
Einige Menschen haben leider auch ihre Häuser verloren. Viele von ihnen leben jetzt in Auffanglagern hier in der Stadt oder aber sie ziehen mit ihrer Familie nach Santa Cruz. In der nächsten Zeit werden wohl immer mehr Personen von hier nach Santa Cruz ziehen, denn dort gibt es mehr Arbeit und keine Hochwasser, die hier wie es scheint immer häufiger und gewaltiger werden…

Dienstag, 4. März 2014

Karneval in Oruro


Oruro liegt im Altiplano und ist eine der ältesten Städte Boliviens. Zur Kolonialzeit war die Stadt reich durch die großen Vorkommen an Edelmetallen. Heute ist von dem alten Glanz nicht mehr viel übrig und die Stadt ist eigentlich eher ruhig. Doch einmal im Jahr, zu Karneval, ist hier der Teufel los. Zwei Tage lang, Samstag und Sonntag, ziehen Gruppen aus ganz Bolivien in Trachten durch die Straßen. Zigtausende Zuschauer aus aller Welt reisen an, um die traditionellen Tänze und Kostüme zu bewundern.


Ich selbst habe zwar für die Hin- und Rückfahrt insgesamt länger gebraucht als ich dann tatsächlich Zeit in Oruro verbracht habe, weil auf den Straßen sehr viel Verkehr war, aber es hat sich trotzdem gelohnt. Die Farbenpracht der Trachten ist wunderschön und der Umzug erscheint endlos. Den ganzen Tag und fast die ganze Nacht ziehen die Tänzer durch die Straßen und werden dabei von begeisterten Zuschauern angefeuert.





Leider war dieses Jahr die Freude am Karneval etwas von einem sehr traurigen Ereignis überschattet. Am Samstag, noch bevor wir mit unserem Bus in Oruro angekommen sind, ist eine der Tribünen, auf denen die Zuschauer sitzen, eingestürzt. Dabei gab es leider vier Tote und 60 verletzte Personen. Deshalb wurde am Samstagabend auch kaum getanzt, sondern traurige Musik gespielt und der Verunglückten gedacht.

Sonntag, 16. Februar 2014

Überschwemmungen im Beni



In der letzten Zeit hat es hier ziemlich viel und ziemlich stark geregnet. Dadurch sind die Flüsse hier im Amazonasbecken weit über ihre Ufer gestiegen und haben große Flächen überschwemmt. Überschwemmungen gibt es zwar jedes Jahr in der Regenzeit, doch dieses Jahr ist es so schlimm, dass die Regierung sogar überlegt, den Kathastrophenstand für das Departamento auszurufen. Die Stadt Trinidad selbst ist zum Glück kaum betroffen, weil es einen Damm gibt, der das Wasser abhält. Aber kaum verlässt man die Stadt, steht alles unter Wasser. Viele Menschen mussten ihre Häuser verlassen, haben ihre gesamte Ernte verloren und leben jetzt in Notunterkünften.

 
 
Eine aus Brettern und Planen notdürftig gezimmerte Hütte; selbst diese liegen nur wenige Zentimeter über dem Wasserpegel, falls es noch mehr regnen sollte, werden wohl auch diese überschwemmt. Diese Unterkünfte errichten die Menschen am Rand der großen Straße, die auf einem Wall gebaut wurde und deshalb nicht überschwemmt ist. Links und rechts davon ist jedoch alles überschwemmt. Das bedeutet einen ziemlichen Platzmangel, denn zwischen den Hütten laufen auch noch die Tiere herum, die von den Weiden gerettet wurden. Vielen Familien, die dort leben, fehlt es jetzt an allem. Der Staat und auch viele andere Organisationen arbeiten jetzt daran, eine Versorgung mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Medikamenten aufzubauen. Denn durch das Hochwasser kommen auch viele Krankheiten, wie zum Beispiel Dengue-Fieber. Außerdem ist durch die schlechte Situation der Alkoholkonsum vieler Männer stark gestiegen und zu den Problemen durch das Wasser kommen jetzt noch soziale Probleme.

 

Ein vom nun reißenden Fluss mitgerissener Kleinlaster

Sonntag, 12. Januar 2014

Ein frohes neues Jahr 2014!



Nachdem ich jetzt schon eine Weile nicht mehr geschrieben habe, kommt jetzt mal wieder ein neuer Blockeintrag ; )
Silvester war eigentlich eher unspektakulär. Es gab zwar eine große Feier, bei der wie immer viel getanzt wurde, aber es gab kaum Feuerwerk, auf jeden Fall viel weniger als an Weihnachten.
Im Kinderheim war die letzte Zeit etwas chaotisch, weil ein paar neue Kinder gekommen sind und in den letzten Wochen drei Mädchen versucht haben wegzulaufen. Das Problem im Heim ist, dass so viele Kinder da sind und um den Überblick behalten zu können, darf keiner alleine das Gelände verlassen. Das stört vor allem die Judenglichen, wenn sie etwas älter werden und selbstständig Dinge unternehmen wollen. Sie fühlen sich dann eingesperrt und wollen nicht mehr im Heim leben. Was sie dabei leider nicht bedenken ist, dass sie keine Unterkunft mehr haben, wenn sie weglaufen. Zum Glück passiert das aber normalerweise nicht allzu oft und wenn, kommen die Mädchen meistens schnell wieder zurück.
Dieses Wochenende habe ich zum ersten Mal einen Ausflug in die Umgebung von Trinidad gemacht. Ich war in zwei kleinen Dörfern, Porto Suarez und Porte Ballevían, die beide an einem sehr schönen Fluss liegen. Dort bin ich sogar ein Stück mit einem Boot den Fluss hoch und runter gefahren. Die Natur dort ist wirklich wunderschön! In echt auch noch viel schöner als auf den Fotos ; ) Leider wird die Natur hier meistens nicht gut behandelt. Die Menschen werfen ihren Müll achtlos auf den Boden und in den Fluss, ohne die Folgen für die Pflanzen und Tiere zu bedenken. Erst jetzt kommen langsam einzelne Projekte auf, die sich um den Umweltschutz bemühen, um den Erhalt des Regenwaldes und den Schutz der Flüsse, die übrigens unter anderem Lebensraum der seltenen rosafarbenen Flussdelfine sind.
Der Fluss vom Boot aus


Dieses Schiff dient der medizinischen Versorgung. Viele Orte hier im Amazonasbecken sind zur Regenzeit nicht auf dem Landweg erreichbar und so fahren Ärzte und Krankenschwestern mit solchen Schiffen von Dezember bis März über die Flüsse in die Dörfer.